Corona als Chance: 5 Dinge, die nach der Krise anders sein werden

Anfang des Jahres waren alle Augen auf China gerichtet. In der Millionenstadt Wuhan grassierte ein Virus, der die chinesische Bevölkerung in Atem hielt. Während wir das Geschehen in den Nachrichten beobachteten, rechnete keiner damit, dass wir heute – nur wenige Wochen später – mit Ausgangsbeschränkungen zu Hause im Home Office sitzen und gleichzeitig unsere Kinder unterrichten würden. Auch nicht damit, dass Toilettenpapier gehamstert wird, selbst große Automobilhersteller ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und Pflegekräfte zu den Helden der Nation mutieren.

Desto länger das Ganze anhält, desto klarer wird: Nach der Corona-Krise ist nichts mehr wie es einmal war. Ob alles den Bach runtergeht oder ob wir einen neuen Frühling erleben, weiß ich nicht. Ich bin kein Zukunftsforscher. Aber ich sehe viele positiven Spuren und Beispiele, die mich hoffen lassen. Und die mir zeigen, dass die Corona-Krise nicht nur eine Pandemie mit verheerenden Folgen ist, sondern auch eine Chance für die Arbeitswelt.

5 Dinge, die nach Corona anders sein werden:

1. Home Office wird salonfähig sein

Mitarbeiter, die vom Home Office aus arbeiten möchten? Da haben viele Chefs bisher die Stirn gerunzelt und sofort an ungekämmte Mitarbeiter gedacht, die in Jogginghose vor dem Laptop lümmeln. Wer weiß schon, ob der Mitarbeiter dann auch wirklich arbeitet? Ob nicht die Kinder den ganzen Nachmittag umherhüpfen und ablenken? Der Draht zu den Kollegen geht doch dann verloren, oder? Bedenken über Bedenken …

Innerhalb weniger Tage sitzt ein Großteil der Arbeitnehmer zu Hause und arbeitet vom Home Office aus, während die Kinder parallel zu Hause unterrichtet werden. In einer vor zwei Jahren veröffentlichten Studie des IZA hatten 61,9 Prozent der Mitarbeiter gesagt, dass sie von Ihrem Arbeitgeber keine Möglichkeit bekommen von zu Hause aus zu arbeiten. Jetzt haben wir das Jahr 2020 und plötzlich funktioniert das mit dem mobilen Arbeitsplatz. Es muss funktionieren, um die Infektionsketten des Coronavirus zu unterbrechen.

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Für die einen ist es der blanke Horror zu Hause zu sitzen und die letzten Sätze der Präsentation zu formulieren, während die Kinder essen, spielen, raufen und reden wollen – am besten gleichzeitig. Für die anderen ist es der reinste Segen, um alle Anforderungen unter einen Hut zu bekommen. Letztendlich ist es beides. 

Das Home Office ermöglicht den Mitarbeitern flexibler auf ihre individuellen Herausforderungen reagieren zu können und erfordert gleichzeitig eine Menge Selbstdisziplin, Eigenverantwortung und Organisationsvermögen. 

Aber es geht. Das haben wir inzwischen alle gelernt. 

Mein Fazit:

Home Office wird nach Corona kein Unwort mehr sein, sondern eine denkbare Alternative zum regulären Arbeitsplatz. Ob das nur der Fall ist, wenn die Kinder krank sind und betreut werden müssen oder an einem Tag in der Woche oder bei Glatteis im Winter oder sonstigen Gegebenheiten wird sich zeigen. Fakt ist, dass es möglich ist. Und zwar besser als gedacht. Wir werden in den nächsten Jahren einige Mischformen und flexible Modelle ausprobieren und das beste aus beiden Welten vereinen – da bin ich mir ziemlich sicher.

2. Digitale Lösungen werden sich etablieren

Es ist grandios zu sehen, was alles entsteht, wenn lediglich digitale Möglichkeiten zur Verfügung stehen:

  • Das in Hamburg geplante Corporate Learning Camp (#CLCDigital20) wurde kurzerhand als Experiment mit über 450 Teilnehmern online umgesetzt. Die Stimmung war grandios, die Inhalte und die Vielfalt an Online-Tools waren kaum zu überbieten und statt räumlicher Distanz war eine enge Verbundenheit unter den Teilnehmern zu spüren.
  • Die Elbphilharmonie hat den Kartenkäufern das geplante Konzert mit James Blunt als Live-Streaming übertragen.
  • Die Bundesregierung hat unter dem Hashtag #wirvsvirus zu einem 48-Stunden-Hackathon aufgerufen. 42.000 Teilnehmer haben eine im Vorfeld eingereichte Herausforderung rund um das Coronavirus ausgewählt und in Teams binnen kürzester Zeit neue Ideen entwickelt. Die Lösungen reichen von einer App als digitales Schaufenster für lokale Ladenbesitzer über eine Plattform für eine vereinfachte Antragstellung bis hin zu einer Website als Wegweiser durch den eLearning-Dschungel.

Und viel mehr:

  • Vanessa Weber, Geschäftsführerin eines Werkzeughandels, berichtet in einem Artikel des impulse-Magazins, dass sie in ihrer Firma endlich Microsoft Teams eingerichtet hat und Videokonferenzen macht. Das hatte sie schon lange vor.
  • Jochen Gürtler, der privat regelmäßig eine Band zu Gast hat und sein Wohnzimmer zum Club umfunktioniert, hat sein erstes Online-Sofa-Concert veranstaltet.
  • In den sozialen Medien hat ein Mann von seiner virtueller Geburtstagsfeier berichtet, die er mit über 80 Freunden rund um den Globus via Zoom ausgerichtet hat.

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Klar, viele Maßnahmen wurden aus der Not heraus geboren, weil es gerade nicht anders geht. Und trotzdem: Plötzlich ist es möglich. Die Kreativität, mit der digitale Prozesse geschaffen und umgesetzt werden, ist kaum zu überbieten. 

Mein Fazit:

Digitalisierung ist kein Schreckensgespenst mehr. Die vielen kreativen Auswüchse machen Mut und zeigen, wie viel auch virtuell möglich ist. Wir werden sicher aufatmen, wenn wir Konzerte wieder live besuchen können, zur Geburtstagsfeier gemeinsam am Familientisch sitzen werden, in Workshops in einem Raum produktiv arbeiten können oder an der Kaffeemaschine zufällig auf einen Kollegen treffen, mit dem wir ungezwungen einen Plausch halten können. Aber das Positive wird bleiben.
Nach Corona werden die Hürden für digitale Prozesse kleiner und die Möglichkeiten vielfältiger sein. Mir liegt der Spruch meiner Oma in den Ohren: „Not macht erfinderisch“. Recht hat sie! Und genau diese Not eröffnet uns eine ganz neue Welt, zu der nun viele einen Zugang gefunden haben.

3. Unsicherheit wird zum ständiger Begleiter werden

VUCA heißt das Wort mit den vier Buchstaben, das seit geraumer Zeit durch die Medien raunt. Dahinter stecken vier englische Begriffe, die sich keiner merken kann, aber aussagen, dass unsere Welt immer komplexer und weniger vorhersehbar wird. Kurz: Es ist nichts mehr planbar.

Wir werden umdenken müssen.

Vor drei Monaten hätte sich in Deutschland niemand vorstellen können, sein Recht auf Freiheit freiwillig aufzugeben und stattdessen #stayathome zu propagieren. Niemand hätte sich träumen lassen, dass von heute auf Morgen die ganze Welt Kopf steht. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass wegen eines Virus alle Workshops, Messen, Konferenzen und Veranstaltungen abgesagt werden und dazu führt, dass mein Umsatz einbricht, hätte ich ihn für komplett verrückt erklärt.

Willkommen in der Realität. Eine hochansteckende Krankheit, eine Naturkatastrophe, ein Flugzeugabsturz, was kommt als nächstes und wann? Ab wann ist wieder ein normaler Alltag möglich? Keiner weiß es und die Unsicherheit wird bleiben. Umso wichtiger wird es sein, sich auf Notfälle vorzubereiten, ein gutes Krisenmanagement zu etablieren und schnell und flexibel auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren zu können.

Mein Fazit:

Was bisher in Form von VUCA in den Lehrbüchern stand, ist eingetreten. Unsere Welt ist nicht mehr dieselbe wie zuvor. Unerschütterlich haben Unternehmen aufgrund höherer Margen im Ausland produziert und festgestellt, wie schnell in Zeiten von Corona Lieferengpässe entstehen. Wir werden umdenken müssen. Nur noch auf ein Pferd zu setzen und davon auszugehen, dass es schon funktionieren wird, ist zu riskant. Was bleibt: Die Erfahrung, dass wir uns auf alle Eventualitäten einstellen müssen. Dass heute schon alles anders sein kann als gestern. Dass Krisen Chancen sind um zu wachsen. Dass wir lernen müssen, handlungsfähig zu bleiben und schnell und flexibel zu reagieren.

Nur am Rande: Das geht übrigens wunderbar mit LEGO® SERIOUS PLAY®. Mit einem dreidimensionalen Unternehmensmodell werden die Auswirkungen unvorhersehbarer Ereignisse durchgespielt und notwendige Schritte für eine Krisensituation geplant. Bei Fragen einfach eine Mail an hallo@isabellschaefer.de schreiben.

4. Kooperationen werden Stabilität geben

Menschen, die auf dem Balkon stehen und klatschen, um die unglaubliche Arbeit der Ärzte und des Pflegepersonals in den Krankenhäusern zu würdigen. Nachbarn, die räumlich getrennt und doch gemeinsam bei offenem Fenster musizieren. Fußballvereine, die für ältere Menschen einkaufen gehen, damit die Risikogruppe nicht vor die Haustüre muss. Nähbegeisterte, die aus Stoffresten Atemschutzmasken nähen. Die Liste der solidarischen Gesten in Zeiten der Corona-Krise ist lang. Die Menschen halten zusammen und sind sich trotz der Distanz näher als jemals zuvor.

Auch Unternehmen ziehen nach. Das zeigt die Kooperation von Aldi und McDonald’s: Damit die Supermärkte garantiert geöffnet bleiben, können Angestellte des Fast-Food-Riesen, die wegen der aktuellen Situation um ihre Jobs bangen, völlig unbürokratisch bei Aldi aushelfen.

Holger Beeck, Vorstandsvorsitzender bei McDonald‘s, sagt in einer Pressemitteilung: „Jeder Einzelne ist in Deutschland aktuell aufgefordert, seinen Teil zur Bewältigung der Krise beizutragen. Mit dieser Lösung schaffen wir das und bieten gleichzeitig eine klassische Win-Win-Situation.“

Die Krise gibt den lang überfälligen Impuls zu kooperieren anstatt zu konkurrieren. In einer Zeit, in der alle Unternehmen vor denselben Problemen stehen, sichern gemeinsame Aktionen wie die der beiden Branchenriesen das Überleben und ebnen den Weg für richtig gute Lösungen.

Mein Fazit:

Der Titel eines französischen Romans trifft das Motto in der aktuellen Krise auf den Kopf: Zusammen ist man weniger allein. Die Solidarität auf den Balkonen, im Netz und unter den Menschen macht Hoffnung. Darauf, dass sich nicht mehr jeder selbst am nächsten ist, sondern mit anderen verbündet, um gemeinsam etwas zu erreichen. Diese Erfahrung bleibt. Hoffentlich auch im Gedächtnis, wenn es darum geht, Probleme als Kooperationspartner anzugehen: Bei der Ausbildung von Nachwuchskräften, dem Fachkräftemangel, der prekären Wettbewerbssituation, bei Innovationen… Es zeichnet sich ab, dass der Schatten zum Mitbewerber schrumpft, um ihn auch nach Corona überspringen zu können. Das macht Mut.

5. Agile und kreative Teams werden Vorsprung gewinnen

Es ist Krisenzeit und plötzlich sprießen Ideen wie Pilze aus dem Boden. Abgesagte Messen, Konferenzen und Veranstaltungen verursachen Umsatzlöcher und wer jetzt lange fackelt, hat verloren. Findige Besitzer, Unternehmer und Manager, die ihren Kopf nicht in den Sand stecken, sondern blitzschnell in den Lösungsmodus wechseln, haben die Chance, etwas zu retten.

  • Das Hotel “Goldener Ochse” in Aschaffenburg hat blitzschnell umgedacht und bietet seine Hotelzimmer unter dem Namen “Ochs Office” günstig als Home Office-Plätze an.
  • Statt Parfüm produziert der französische Luxuskonzern LVMH in seinen Fabriken in Frankreich Desinfektionsmittel.
  • Trigema, normalerweise Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung, näht wiederverwertbaren Mundschutz.
  • Restaurants stellen auf Lieferdienst um und bringen ihre Mahlzeiten an die Haustüre ihrer Gäste.
  • Sportstudios trainieren die Bauch-, Bein- und Pomuskeln ihrer Mitglieder via Online-Tools im heimischen Wohnzimmer.

Das Coronavirus beeinflusst gleichzeitig mehrere Faktoren, die unsere Kreativität ankurbeln: Wir haben massive Einschränkungen, stehen unter Zeitdruck, sind zu kurzen Entscheidungswegen gezwungen, haben ein klares Ziel vor Augen und sind risikofreudiger, weil wir mehr verlieren, wenn wir nichts wagen. Die Krise trainiert unseren Kreativitätsmuskel – ob wir wollen oder nicht. Wer das Training nach der Krise fortführt, ist für Herausforderungen gewappnet, von denen wir heute noch nicht wissen wie sie aussehen werden.

Mein Fazit:

Für mich ist Kreativität eine der wichtigsten menschlichen Ressourcen – nicht nur in der Krise. Sie hilft dabei, den Blick auf die positiven Dinge zu lenken, den Optimismus zu behalten, Probleme proaktiv anzugehen und schnell zu reagieren. In der aktuellen Situation wird offensichtlich, dass genau diese Fähigkeiten dazu beitragen, Krisensituationen zu meistern. Das haben viele erkannt. Wir haben gelernt, dass Standardprozesse, Routinen und bewährte Pfade nur so lange funktionieren wie alles in vorgesehenen Bahnen verläuft. Die Corona-Krise hat den Boden für findige Geschäftsmodelle und alternative Ideen bereitet. Jetzt liegt es an uns, unsere Kreativität zu säen.

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