Interview mit Vanessa Weber: „Die Marke ist unser Mentor“

Von Manfred Maus, Gründer der Baumarktkette OBI, wurde sie als Vorbild-Unternehmerin für Europa gelobt. Vanessa Weber ist Geschäftsführerin der Werkzeug Weber GmbH & Co KG und Keynote-Speakerin. Sie ist Unternehmerin aus Leidenschaft und plädiert in Ihren Vorträgen für den Mut zum Unternehmertum. Sie weiß wovon Sie spricht. Als andere den Führerschein gemacht oder sich auf einen Studienplatz beworben haben, hat Sie den elterlichen Betrieb übernommen. Und den Umsatz kurzerhand verfünffacht. Ich freue mich, Vanessa Weber heute hier als Gast zu haben und mit Ihr über Ihr Erfolgsrezept, Ihre Arbeit und das Thema Markenführung zu sprechen …

Frau Weber, im Alter von 18 Jahren haben Sie die Firma Ihres Vaters übernommen. Wie ist es Ihnen gelungen, den Kern der traditionsreichen Marke Weber zu erhalten und gleichzeitig nach vorne auszurichten?

Der erste Schritt war der Blick ins eigene Unternehmen: Was macht uns eigentlich aus? Es hat sich herauskristallisiert, dass wir schnell und flexibel sind – quasi das Speedboot unter großen Tankern. Außerdem sind wir regional stark verwurzelt und betreiben unser Unternehmen aus Leidenschaft. Kunden sind bei uns keine Nummer, sondern der Mittelpunkt unseres Tuns. Daraus ist unser Claim „Mit Herz und Verstand“ entstanden. Er bringt die Werte, die mir meine Eltern vorgelebt und mit denen ich aufgewachsen bin, auf den Punkt. Rund um dieses stabile Wertegerüst befinden sich die Dinge jedoch im Wandel. Nachhaltigkeit ist zum Beispiel ein wichtiger Aspekt für uns geworden. Auch unser Erscheinungsbild passen wir peu à peu an.

„Was macht uns
eigentlich aus?“

Den Begriff „Marke“ verwenden wir häufig ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, was damit gemeint ist. Was bedeutet „Marke“ für Sie?

Marke bedeutet für mich, einen Fixstern für das Unternehmen zu haben. Ich richte alle Projekte nach dem Kern unserer Marke aus und handle danach. Das ist ein lebendiger Prozess, der ein Ziel hat: Dem Kunden zu zeigen, wofür wir stehen. Als mittelständisches Unternehmen bedeutet Marke auch, sein Gesicht zu zeigen und selbst der Kommunikator zu sein. Es geht immer darum, dass die Menschen sich an das Unternehmen erinnern. Mein Opa, der auch im Karneval aktiv war, hat vor Jahrzehnten zum Beispiel eine Radiokampagne mit dem Spruch „Werkzeug Weber kennt ein jeder – der eine früher, der andere später …“ veröffentlicht. Daran erinnern sich manche Menschen heute noch schmunzelnd. Zusammenfassend zählt für mich bei der Markenführung eines: Die Marke als Mentor zu begreifen und nicht über alles, auch nicht über die eigenen Mitarbeiter, zu stellen. Held ist nämlich der Kunde. Darum sind wir bei Weber bemüht, die Aufmerksamkeit auf unsere Kunden zu lenken und zu zeigen, was sie Tolles machen. Das machen sie mit Hilfe unserer Werkzeuge – was automatisch auf unsere Marke einzahlt.

[Beispiele wie Vanessa Weber die Erfolge ihrer Kunden präsentiert, finden Sie hier]

Die eigenen Mitarbeiter sind wichtige Markenbotschafter. Wie gelingt es Ihnen, Ihre Mitarbeiter immer wieder abzuholen und für Ihre Vision zu begeistern?

Wir haben zusammen mit unseren Mitarbeitern an zwei Tagen unsere Leitsätze entwickelt. Diese finden Sie bei uns im ganzen Unternehmen: Im Besprechungsraum als dekoratives Element an der Wand und auf jedem Schreibtisch. Jeder Mitarbeiter hat an seinem Platz eine Wertekarte stehen. Auf dieser ist von ihm handschriftlich notiert, wie er das Leitbild mit Leben füllt. Jeder, der bei uns eine Unternehmensführung macht, kommt also automatisch mit unseren Leitsätzen in Berührung. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unseres Bildes nach außen.

      

Um in überlauten Märkten aufzufallen, ist es für Unternehmen unumgänglich, klare Antworten auf die eigene Identität zu geben. Was empfehlen Sie mittelständischen Unternehmen, die sich mit ihrer Marke bisher nur wenig auseinandergesetzt haben?

Sich mit den eigenen Mitarbeitern grundlegende Gedanken zum Markenverständnis zu machen, die Ergebnisse nach außen zu tragen und auch wirklich zu leben. In meinen Vorträgen zeige ich am Beispiel eines Hotels anschaulich, wie weit Eigenverständnis und Realität oft auseinanderklaffen. Ein Hotel, das sich auf seiner Website topmodern präsentiert und beim Betreten mit einer Einrichtung aus den 50er Jahren überrascht, schafft ein negatives Kundenerlebnis. Auf der anderen Seite ist es eine typisch deutsche Tugend sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Viele Unternehmen haben mehr Potenzial als sie nach außen zeigen. Daher meine Empfehlung: Zeigen Sie, was Sie können und was Sie einzigartig macht! Wir bei Weber rücken zu diesem Zweck unsere Kunden ins rechte Licht und erzählen von deren Leistung – das sind unsere wahren Erfolgsstories.

Was ist für Sie das Geheimnis einer erfolgreichen Marke?

Das Geheimnis liegt für mich in der Authentizität. Darin, sich als Unternehmer authentisch und ehrlich zu präsentieren. Dies gelingt meines Erachtens am Besten, wenn man sich selbst nicht zu wichtig nimmt und seinen Kunden den Vortritt lässt. Hauptsache am Ende ergibt alles ein einheitliches Bild: Von der Botschaft in Blogbeiträgen und Broschüren bis hin zum Außenauftritt mit Logo und Website.

Sie bezeichnen die Marke Weber als eines der innovativsten Handelsunternehmen im Werkzeughandel. Wie gelingt es Ihnen, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die wirklich neue Ideen hervorbringt?

Meine Mitarbeiter sind immer dazu eingeladen sich einzubringen. Wir besprechen gemeinsam alle Ideen und prüfen, wie wir sie integrieren können. Allerdings sind sie meistens zu beschäftigt damit, meine Ideen umzusetzen (lacht). Im Ernst: Der kreative Kopf des Unternehmens zu sein, ist eine meiner Lieblingsaufgaben. Aus diesem Grund habe ich mich weitestgehend aus dem Tagesgeschäft herausgenommen und arbeite AM statt IN meinem Unternehmen. Ich schaffe mir bewusst Freiräume. Ich fahre raus, höre mir Vorträge an und arbeite in einem „Future Lab“. Hier ist auch die Idee für unseren 3D-Druck entstanden. Derzeit beschäftigen wir uns mit künstlicher Intelligenz. Als Kommunikationsplattform innerhalb des Unternehmens dienen unsere Montagsbesprechungen. Hier stelle ich meine Ideen vor und lade meine Mitarbeiter zum Austausch ein. Manchmal fangen wir direkt an zu experimentieren.

Zum Schluss meine obligatorische Frage: Was ist Ihr Markenzeichen?

Mein Optimismus. Ich sehe immer positiv in die Zukunft und suche in jeder neuen Entwicklung meine Chance. Ich gehe grundsätzlich nicht ängstlich an Dinge heran. Eher neugierig und offen. Man könnte auch sagen, ich habe mir mein inneres Kind bewahrt. Das hilft mir in vielen Dingen weiter.

Vielen Dank Vanessa Weber für dieses sympathische Gespräch und die praxisnahen Tipps für den Unternehmensalltag. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg für all Ihre Vorhaben!

Weiterführende Informationen: www.werkzeugweber.de und www.vanessa-weber.de

Portrait Vanessa Weber: © Katrin Limes, Fotografin

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